Schweizerischer Engadinerschaf Zuchtverein

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Einführung der Genotypisierung

Wenn der Jüngling den Alten rechts überholt…

Wenn wir einen Abstammungsausweis anschauen, gehen wir als Züchter oder Züchterin davon aus, dass die Angaben der Abstammung korrekt sind. Leider können sich auch hier Fehler einschleichen – nicht weil die Zuchtbuchführerin gepfuscht hat, sondern weil in einem Bestand mehrere unkastrierte Widder herumlaufen, die potenziell Auen decken können. Ab 5 Monaten sind Jungwidder geschlechtsreif. Bei einem erwachsenen Widder, der ständig in der Herde ist und sich in Grösse und Gewicht deutlich von den unkastrierten Jungwiddern unterscheidet, ist es bei einem Bestand bis etwa 12 Auen höchst wahrscheinlich, dass er die Auen alleine deckt. 

Besondere Konstellationen können es aber möglich machen, dass solche Jungwidder dem „Alten“ zuvorkommen: Bei saisonaler Ablammung kann es öfter vorkommen, dass mehr als eine Aue gleichzeitig brünstig wird und die Jungwidder die Chance wahrnehmen, wenn der Alte nicht mehr nachkommt. Dies gilt auch bei asaisonaler Ablammung, wenn der Bestand etwas grösser ist. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Paarung erhöht, wenn mehr als zwei Jungwidder über 6 Monate in der Herde behalten werden und trotz Anwesenheit des Altwidders brünstige Auen treiben. In diesen Fällen ist es angezeigt, die un­kastrierten Jungwidder auf einer separaten Weide oder im Stall von der übrigen Herde zu separieren oder die Nachkommen, welche in dieser Zeit gezeugt wurden, von der Weiterzucht auszuschliessen, d.h. sie dürfen nicht als Zuchttier verkauft werden. Leider können hier Fehler oder Unachtsamkeiten nicht zu 100% ausgeschlossen werden. 

Genotypisierung für mehr Sicherheit

Der Verein bietet ab sofort die Möglichkeit, die Widder für einen Vaterschaftstest zu beproben. Beim Test handelt es sich um eine sogenannte SNP-Typisierung (Single Nucleotide Polymorphism). Mit dieser Genotypisierung werden genetische Marker erfasst, die neben der Abstammungsüberprüfung noch weitere Möglichkeiten bieten. U.a. können Krankheitsresistenzen gegen Scrapie oder auch Erbfehler erkannt werden.

Heute bietet jede seriöse Zuchtorganisation die Möglichkeit der Genotypisierung, meist obligatorisch für männliche Zuchttiere, sodass es höchste Zeit ist, dass auch der SEZ hier mitzieht. Der Vorstand hat beschlossen, dass die Tests vorläufig zu 100% vom Verein finanziert werden, der die Gelder vom Bund zweckgebunden einsetzen muss. Die Tests sollen vorläufig auf freiwilliger Basis erfolgen. Über diesen Antrag wird an der GV abgestimmt. 

Jedem Widderzüchter und jeder Widderzüchterin ist somit dringlich empfohlen, diese Tests beim eigenen Stammwidder, aber auch bei sämtlichen Jungwiddern, die für den Verkauf angeboten werden, durchzuführen. Nur so erhalten wir im Herdebuch möglichst schnell einen Grundstock von genetischen Informationen. Aus dem gleichen Grund ist auch jeder Widderkäuferin und jedem Widderkäufer empfohlen, keinen Widder ohne SNP-Typisierung zu kaufen. Auch weibliche Nachkommen, die für die Zucht eingesetzt und deren Vater fraglich ist, können beprobt werden. So müssen Schafe mit unsicherer Abstammung in Zukunft nicht mehr zwingend aus dem Herdebuch ausgeschlossen werden, wenn sich der Vater mit Hilfe dieses Tests identifizieren lässt und dieser ein Engadiner-Widder der Sektion A ist. 

Praktischer Ablauf der Genotypisierung

Der Ablauf der Genotypisierung ist für den Züchter (und die Züchterin) denkbar einfach!

  1. Anmeldung bei Sheep-Online
  2. Links unten Menupunkt «SNP Anmeldung» wählen.
  3. Widder wählen (Stammwidder und Jungwidder, die für die Zucht verkauft werden sollen)
  4. Das Probematerial wird mit Anleitung innerhalb einer Woche durch den Schweizerischen Schafzuchtverband (SSZV) zugestellt. 
  5. Proberöhrchen mit TVD-Nr. beschriften (wasserfester Filzstift!)
  6. Widder fangen und fixieren. Probe entnehmen (Nasenabstrich – Dauer wenige Sekunden). Röhrchen sofort verschliessen.
  7. Versand an SSZV
  8. Das Ergebnis folgt je nach Saison in 3 bis 10 Wochen und ist im Sheep-Online einsehbar (falsche Abstammungen werden dabei automatisch korrigiert, sofern die genetische Information des anderen Vaters vorhanden ist).

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